Eine Chance?!

Eine Chance?!

24. März 2020 0 Von Kristina

Wie rasant sich in heutiger Zeit die gesellschaftlichen Prioritäten verschieben können.

Die Wirtschaft kommt zum Erliegen, Kitas und Schulen sind größtenteils geschlossen, Hamsterkäufe gehören zum Alltag.

Bei all der Panik und Hysterie sollten wir die positiven Aspekte der aktuellen Situation nicht vernachlässigen! Familien rücken (noch) näher zusammen, wenn auch manchmal gezwungener Maßen. Wir sorgen uns wieder mehr um die ältere Generation, bieten Hilfe bei Nachbarn an, völlig uneigennützig und ohne Hintergedanken.

Wie schnell müssen wir nun erkennen, dass Globalisierung und ein enormes Überangebot seine Grenzen haben.

Sicherlich ist die Doppelbelastung für viele Familien nicht einfach: Arbeiten von zu Hause, nebenbei Kinder betreuen, sie bei Schulaufgaben unterstützen und zur Selbstdisziplin animieren. Vor allem die Ungewissheit, wie lange dieser Ausnahmezustand noch anhalten wird, macht die Sache nicht einfacher.

Schon nach einer Woche wünschen sich unsere Kinder die Schule zurück. Recht schnell erkennen sie, dass Handy, Videoanruf und Gruppenchat die reellen sozialen Kontakte nicht ersetzen können. Das gemeinsame Fahrradfahren zur Schule, Gespräche auf dem Schulhof, Treffen auf dem Sportplatz, Sportvereine und einfach nur Abhängen, das kann die Technik zum Glück nicht ersetzen. Auch unsere Kinder entwickeln Ängste. Wie lange sind sie in der aktuellen Realität eingesperrt? Wird danach alles so, wie es vor Corona war? Wann darf ich mit der besten Freundin oder dem besten Kumpel wieder gemeinsam abhängen, Unsinn machen und rumalbern, ohne komisch angeguckt zu werden? Was ist mit Familien- und Geburtstagsfeiern? Wann kann man Oma und Opa wieder besuchen? Was ist mit Prüfungen, MSA und Abitur? Das sind Ängste, die unsere Kinder zum Glück bislang nicht gekannt haben.

Auch wenn wir alle nun mehr Alltagsprobleme zu bewältigen haben, der Zusammenhalt in der Familie ist noch wichtiger geworden. Über Ängste reden, sie zulassen und Lösungsmöglichkeiten auszuloten, ist für uns alle wichtig und gibt uns Kraft.

Wer einen eigenen Garten besitzt, wird diesen in aktuellen Zeiten wohl noch mehr schätzen. Bestimmt ist dieses Jahr das eine oder andere Beet und Gewächshaus schon früher startbereit, es wurden mehr Samen vorgezogen, die möglichst hohe Eigenversorgung wird in vielen Gärten wieder zum Thema. Denn auch hier zeigt die Globalisierung ihren Irrsinn. Warum muss es Erdbeeren aus Afrika im Januar zu kaufen geben? Selbst gepflanzt und im Sommer geerntet, von der Hand in den Mund schmecken Erdbeeren sowieso am besten. Warum sind Bohnen aus Südamerika preiswerter als vom regionalen Bauern?

Bei all den Ungewissheiten gibt es aktuell auch viel Gutes. Die Natur erholt sich recht schnell. Meine Schwägerin schickte gar ein Video von Delfinen auf Sardinien, die sich nach langer Zeit zurück in die Nähe der Hafenstädte trauen. Allein die Reaktion des Filmers ist herzerweichend. Man hört in seiner Stimme eine kindliche Freude. Ein Wiedererkennen aus vergangenen Zeiten. Etwas, was vor langer Zeit verloren ging und dessen man sich erst in diesem Augenblick wieder bewusst wird. Etwas, was man vermisst hat, ohne es zu wissen.

In unserem Garten sind kaum noch Auto-, Bahn- und Fluggeräusche zu hören. Einzig und allein die Vögel jagen sich ausgelassen von Baum zu Baum und künden den Frühling mit lauter Kehle an.

Wenn die Wirtschaft zum Erliegen kommt, blüht die Natur unaufhaltsam neu auf. Es wäre wundervoll, wenn die Menschheit aus gerade den aktuellen Geschehnissen die richtigen Schlüsse ziehen würde…